02.01.2025
DEL WINTER GAME

Zurück zum Ursprung

Summer Game gab’s schon, am 4. Januar kommt das DEL Winter Game nach Frankfurt. Vom Beginn auf der Radrennbahn bis heute – ein Blick auf den Eishockey-Sport in Frankfurt.

Denkt man an die Eishockey-Vergangenheit im Klub, kommen sofort die sogenannten Detari-Millionen ins Gedächtnis. Wurden sie verwendet, um die finanziellen Lücken in der Abteilung Ende der 1980er Jahre zu stopfen? Über das Ja oder Nein auf diese Frage herrscht weitgehend Einigkeit, über die Höhe des Zuschusses nicht. Sei’s drum. Eishockey bei der Eintracht, das war mal eine große Nummer, es ging in den besten Jahren bis in die Playoffs der höchsten deutschen Liga. Eishockey in Frankfurt ist immer noch eine große Nummer, die Löwen sind seit 2022 wieder Erstligist – und haben das „größte Derby aller Zeiten“, wie es werbewirksam heißt, vor der Brust. Am Samstag, 4. Januar, empfängt der Meister von 2004 um 18 Uhr den Dauerrivalen Adler Mannheim – im Deutsche Bank Park. Dort, wo das professionelle Eishockey in Frankfurt seinen Ursprung hat.

In der Radrennbahn im Waldstadion

Okay, Eishockey wurde schon früher beim Frankfurter REC und beim SC Sachsenhausen-Forsthausstraße gespielt. Einmal, 1934, kämpfte das Team aus der Nachbarschaft des Waldstadions sogar in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Doch der Startschuss für hochklassigen Kufensport mit Schläger war ein Magistratsbeschluss Ende der 1950er Jahre, der eine Kunsteisbahn im Inneren der Radrennbahn im Waldstadion vorsah. An der Stelle, wo sich heute der Parkplatz P9 befindet und der Bau einer Multifunktionsarena in Planung ist, befand sich seinerzeit die beliebte Radrennbahn, die nun mit einer Eisfläche ausgestattet werden sollte und somit auch „multifunktional“ wurde.

Erster Trainer der Eintracht-Eishockeyspieler: Gerhard Kießling (rechts), hier mit Sohn Udo, der in Frankfurt erstmals auf dem Eis stand und noch heute Rekordnationalspieler Deutschlands ist.

In diesem Zuge gründete sich 1959 die Eishockey-Abteilung bei der Eintracht – im Meisterjahr der Fußballer, gleichzeitig das Jahr des 60-jährigen Bestehens des Vereins. Das erste Spiel jährt sich dieser Tage zum 65. Mal, denn am 14. Januar 1960 kämpfte die Eintracht auf dem von Autoscheinwerfern ausgeleuchteten und zugefrorenen Tennisplatz in Kronberg erstmals um Sieg oder Niederlage.

Es folgte ein massiver Aufschwung. Die Mannschaft des Frankfurter REC trat geschlossen der Eintracht bei, Ex-DDR-Nationaltrainer Gerhard Kießling wurde Trainer und 10.000 Zuschauer sahen das Eröffnungsspiel im Waldstadion – das übrigens nach zwei Dritteln abgebrochen wurde, weil das unerfahrene Publikum fror. Kein Wunder, die meisten waren früh gekommen, weil die Eiskunstlaufstars Marika Kilius und Franz Ningel im Eröffnungsprogramm auftraten. Sportlich ging es schnell hinauf in die Oberliga, die damals zweithöchste Spielklasse; Partien gegen den damals „großen“ Nachbarn VfL Bad Nauheim waren Zuschauermagneten.

Neben zwei Jahren in der Bundesliga (1968 bis 1970) ging es auch wieder in die drittklassige Regionalliga runter, 1986 dann die Rückkehr in die Beletage. Der sportliche Erfolg hing freilich auch von finanziellen Aspekten, dem Wohlergehen des VfL Bad Nauheim (hier gab es immer mal wieder Spieler aus der „Insolvenzmasse“) und nicht unerheblich der Spielstätte ab. Die unüberdachte Radrennbahn schmeckte dem Publikum nicht, einmal kamen in der Oberliga-Endrunde 1977/78 nur 36 (!) Zuschauer gegen Rekordmeister Berlin. 

Erste Eishalle im Rhein-Main-Gebiet

Der Wechsel 1980 in die erste Eishalle des Rhein-Main-Gebiets nach Rödermark sorgte nur bedingt für größeres Interesse und auch für Mietkosten, sodass 1981/82 mit der Perspektive, dass ab Dezember die heutige Eissporthalle zur Verfügung steht, kurzzeitig wieder ins Waldstadion gewechselt wurde. Am Ratsweg platzte die neue Halle bald aus allen Nähten. Armin Kraaz, damals Jungprofi bei den Fußballern und heute als Vizepräsident Sport für alle Sportarten im Verein zuständig, sagte seinerzeit sogar: „So eine Stimmung hätten wir bei uns im Waldstadion auch gerne.“ Es waren die eher düsteren Eintracht-Jahre bei den Fußballern …

Eishockey bei den Adlerträgern.

Trotz ausverkaufter Halle stand die Eissport-Abteilung im Sommer 1988 vor großen finanziellen Problemen – just als Lajos Detari zum Rekordverkauf wurde. Sportlich wurde geglänzt, finanziell allerdings ein Schuldenberg in Millionenhöhe angehäuft. Das führte dazu, dass nach einer der besten Saisons der Vereinsgeschichte – zwischenzeitlich Platz vier in der Bundesliga, letztlich wie in den Vorjahren das Aus im Viertelfinale – die Eishockeysparte bei der Eintracht 1991 komplett geschlossen wurde. Das Comeback gab‘s 2002, als der EHC Frankfurt komplett zur Eintracht wechselte. Seither wird bei den Männern mit mittlerweile wieder zwei Teams Eishockey auf (gehobener) Hobbyebene gespielt. Besuch bekamen sie auch schon von Profifußballern der Eintracht wie Lukas Hradecky und Martin Hinteregger, während zum Ende des vergangenen Jahres Jens Grahl bei den Löwen in die Torwartmontur schlüpfte (siehe Titelbild).

Große Spielernamen

Große Spielernamen aus der ersten Eintracht-Zeit waren unter anderem die Nationalspieler Lorenz Funk (später Olympiamedaillengewinner mit Deutschland 1976), Horst Philipp und Gerhard Rosskopf sowie der polnische Internationale Jerzy Potz. Legendäre Duelle gab es natürlich mit Bad Nauheim (unter anderem ein 10:10 in der Vorbereitung 1972), dem SC Riessersee (zum Beispiel zum Bundesliga-Aufstieg 1986) oder SB Rosenheim (doppeltes Bundesliga-Playoff-Aus 1988 und 1989). Der vielleicht wichtigste Mann war Günther Herold, der insgesamt 21 Jahre der Abteilung vorstand. 1988 starb er nach schwerer Krankheit, sein Tod riss menschlich wie administrativ eine große Lücke.

Unterdessen gründete sich wenige Monate nach dem Ende bei der Eintracht 1991 der Frankfurter ESC „Die Löwen“, übernahm Jugend und Frauen sowie die Regionalliga-Lizenz der zweiten Eintracht-Mannschaft und war 1994 Gründungsmitglied der Deutschen Eishockey-Liga. 2004 wurde das Team von Rich Chernomaz Deutscher Meister, nach einer Insolvenz 2010 und einen Umweg bis runter in die viertklassige Regionalliga kämpften sich die Frankfurter Löwen 2022 in die DEL zurück und stehen nun – acht Jahre nach dem Summer Game in der DEL2 gegen Kassel (4:5 nach Verlängerung) an selber Stelle – vor dem „größten Derby aller Zeiten“.